Captain Faulmann, stets auf der Suche nach dem perfekten Zusammenspiel von sanfter Anstrengung und süßer Belohnung, hatte sich mal wieder auf den Drahtesel geschwungen.
Das Ziel: eine E-Bike-Tour vom oberbergischen Marienheide bis ins malerische Siegtal.
Die Mission: Höhenmeter sammeln, Talsperren umrunden – und am Ende des Tages mit dem beruhigenden Gefühl heimkehren, dass Zivilisation und Natur doch irgendwie zusammenpassen.


Prolog: Koffein-Notstand am Gleis

Samstag 19 Juli 2025. Startpunkt der Reise ist der Haltepunkt Stümpen an der RB25-Linie.
Ein Name wie aus einem Heimatroman – die Realität jedoch ist nüchtern: ein unbesetzter 1‑gleisiger Bahnsteig im Nirgendwo. Kein Kiosk, kein Automat, kein Leben, kein Kaffee.
Doch Faulmann wäre nicht Faulmann, hätte er nicht vorgesorgt.
Die Thermoskanne in der Fahrradtasche rettet die Laune.
Tatze hoch, für vorausschauende Planung!


Etappe 1: Marienheide und der Aufstieg zur Brüchetalsperre 💧

Die eigentliche Tour beginnt in Marienheide.
Das E-Bike surrt zufrieden, und zunächst folgt man diszipliniert der Hauptstraße aus dem Ort hinaus.
Doch bald biegt die Route ab – und offenbart ihren wahren Charakter: ein stetiger Anstieg durch eine Landschaft aus Weiden, Wäldern und verstreuten Höfen.
Ziel ist die Brüchetalsperre, eine reine Trinkwassertalsperre.
Man erkennt es sofort: absolute Ruhe, der Weg hält respektvoll Abstand vom Ufer.
Baden verboten, Nachdenken erlaubt.

Der asphaltierte Rundweg lädt zur ersten kontemplativen Pause ein – mit Blick aufs stille Wasser und dem mitgebrachten Kaffee in der Tatze.


Etappe 2: Holpriger Charme an der Genkeltalsperre 🚵‍♂️

Über den Weiler Dannenberg erreicht man mit etwa 460 m den höchsten Punkt der Tour.
Hier, an der Landstraße L337, wartet das Abenteuer des Tages: der Abzweig zur Genkeltalsperre.
Was zunächst harmlos beginnt, verwandelt sich bald in einen grob geschotterten, ausgewaschenen Forstweg.
Für Rennräder wäre hier Endstation. Doch der Captain bleibt gelassen und manövriert sein Gefährt souverän durchs Gelände.

Unten angekommen, belohnt die Genkel mit einem flachen Uferweg und immer wieder fantastischen Blicken auf das beinahe heilig wirkende Wasser.
Ein Kraftort.


Etappe 3: Im Tal der Agger und der Gigant der A4 🌉

Von der Genkeltalsperre rollt man hinab ins Tal und folgt bei Dümmlinghausen und Derschlag teils dem Aggertal-Radweg.
Doch die Entspannung währt nicht lang: Hinter Derschlag verlässt die Route das Tal – ein langer Anstieg auf einer kleinen Kreisstraße fordert Waden und Akku.

Dann der Kontrast: die mächtige Wiehltalbrücke der A4.
705 Meter lang, 60 Meter hoch – ein stählerner Koloss, 2004 durch einen Tanklasterunfall traurige Berühmtheit erlangt.
Ein Moment des Innehaltens.
Was der Mensch so baut, ist beeindruckend – und gelegentlich beängstigend.

Etappe 4: Pflaumenkuchen-Glück und neuer Saft im Mühlenkaffee 🍰

Die Route streift die Nähe der Wiehltalsperre, bekannt aus einer alten Bierwerbung.
Doch Faulmanns Durst verlangt nach etwas anderem.

Wie gerufen taucht in Nespen das Mühlenkaffee auf – ein Ort wie aus dem Bilderbuch: altes Gebälk, freundlicher Empfang, und der Duft von frisch Gebackenem liegt in der Luft.
Die Wahl fällt leicht: ein üppiges Stück Pflaumenkuchen, dampfender Kaffee, eiskalte Cola.


Etappe 5: Höhenrausch und Abfahrt ins Glück 🌳

Frisch gestärkt beginnt der letzte Aufstieg, hinauf nach Erdingen.
Von hier verläuft die Route über einen Höhenrücken Richtung Lützingen – begleitet von weiten Fernblicken über die sanften Kuppen des Bergischen Landes.

Dann der krönende Abschluss: eine lange, kurvige Abfahrt entlang des Schnorringer Bachs, durch ein stilles, grünes Waldtal.
Die Bremsen brauchen Pause – das Rad rollt wie von selbst.

Auf halber Strecke passiert man den Biergarten an der Vierbuchermühle, aus dem fröhliches Stimmengewirr durch die Bäume dringt.
Ein schöner Gedanke – fürs nächste Mal.


Ziel: Rosbach und die S19 nach Hause 🏁

Das Tal öffnet sich, die Sieg wird sichtbar.
In Rosbach trifft Faulmann auf den exzellent ausgebauten Radweg Sieg – und folgt ihm flussaufwärts Richtung Bahnhof Au (Sieg).

Die Fahrt gegen die Strömung ist kaum zu spüren, doch navigativ entscheidend.
Von Au bringt die zuverlässige S19 Captain Faulmann entspannt zurück in die Welt der Bahnhöfe, Terminals und E-Mails.


🧢 Faulmanns Fazit

Diese Tour ist wie das Bergische selbst: fordernd, ehrlich und voller Belohnungen.
Sie bietet steile Rampen und sanfte Täler, kolossale Bauwerke und stille Winkel.
Wer sich vom Schotter nicht schrecken lässt und weiß, wann es Zeit für Kuchen ist, wird reich belohnt – mit Aussicht, Einsicht und einem zufriedenen Summen im Akku.

Und morgen?
Da wird das Rad geputzt. Vielleicht.

Captain Faulmann