Mit Klapprad, Übernachtung und Rheinromantik durch Freiburg

06 Juli. Einmal raus aus dem Alltag, die Seele baumeln lassen und in der Vergangenheit baden – genau das hatte Captain Faulmann im Sinn. Also: Klapprad, genannt Paule, entstaubt, ICE gebucht – und ab ging’s in die Stadt, in der seine Liebe zum Radfahren (und zum Kuchen) geboren wurde: Freiburg im Breisgau.


🚌 Prolog: Bahn trifft Klappradruhe

Start am Kölner Hauptbahnhof. Hektik, GedrĂ€nge, VerspĂ€tungsansagen – doch Faulmann blieb gelassen. Sein zusammengefaltetes Klapprad lag wie ein stiller Zen-Meister in der GepĂ€ckablage. Kein Fahrradticket nötig, keine Diskussion mit dem Schaffner – einfach losfahren. Die Strecke fĂŒhrte ĂŒber Frankfurt-Flughafen, vorbei an Beton, Stahl und Flugzeugen. Doch mit jedem Kilometer Richtung SĂŒden stieg die Vorfreude auf die badische Sonne.


đŸ„ Tag 1 – Erinnerungen, Gassen, Ausblicke

đŸ© Urban Eight – FrĂŒhstĂŒck mit Vergangenheit

Erste Station des Tages: das ehemalige GĂŒterbahnhofsareal. FrĂŒher Industriebrache und Autoverschiebung, seit kurzem ein Ort urbaner Leichtigkeit. Im Urban Eight wurde Faulmann freundlich mit einem erfrischenden SonntagslĂ€cheln begrĂŒĂŸt – so herzlich, dass selbst die famose ‘Stulle’ mit KrĂ€uterrĂŒhrei, karamellisiertem ZiegenkĂ€se und WalnĂŒssen kaum mithalten konnte. Außerdem gab es Kaffee – und Erinnerungen. Beim Blick auf das bunte Treiben wurde Faulmann  klar: Ich bin zurĂŒck.

💩 BĂ€chle & MĂŒnster – Freiburgs Herz

GestĂ€rkt radelte Faulmann in die Altstadt – vorbei an den berĂŒhmten BĂ€chle, kleinen WasserlĂ€ufen, die durch die Gassen plĂ€tschern. Als Kind waren sie Abenteuerspielplatz – heute ein StĂŒck IdentitĂ€t. Und wie war das nochmal? Wer ins BĂ€chle tritt, heiratet einen Freiburgerin? Faulmann trat mit Bedacht daneben.

Dann das MĂŒnster – ehrfurchtsvoll, filigran, majestĂ€tisch. Der Turm, 116 Meter hoch, wird oft als der ‘schönste Turm der Christenheit’ bezeichnet – ein Titel, den der Kunsthistoriker Jacob Burckhardt einst prĂ€gte, Der Marktplatz voller Leben, der Sandstein warm in der Sonne. Faulmann folgte den dunklen Pflastersteinen des „Benedikt-XVI.-Wegs“, die heute den Weg markieren, den der Papst bei seinem Besuch im Jahr 2011 vom Priesterseminar zum MĂŒnster ging – ein stiller Zeithinweis zwischen MarktstĂ€nden und Taubenflug.

„Wie frĂŒher setzte ich mich an die MariensĂ€ule, und blieb. Erst zehn Minuten. Dann zwanzig. Am Ende waren es fast zwei Stunden. Ich beobachtete Menschen, lauschte GesprĂ€chsfetzen, sah dem Licht beim Wandern ĂŒber die Fassaden zu. Es war, als hĂ€tte die Zeit fĂŒr einen Moment beschlossen, sich selbst zu vergessen.“


đŸœïž Flugplatzberg & Teufels KĂŒche

đŸȘš Monte Scherbelino – Aus TrĂŒmmern wird Aussicht

Weiter zum Flugplatzberg, einst „alter MĂŒllberg“, heute ein Aussichtspunkt mit Weitblick und Mahnmalcharakter. Von hier oben liegt Freiburg ausgebreitet wie ein offenes Buch. Damals gemieden, heute geliebt – ein klassischer Fall von: Wird mit dem Alter besser.

Übrigens: Auch Papst Benedikt XVI. war bei seinem Besuch 2011 hier oben – und wer damals Zeitung las, erinnert sich noch gut an die mĂŒhsamen Versuche, das GelĂ€nde „papsttauglich“ zu machen. Besonders delikat: die streng geschĂŒtzten GrashĂŒpfer, denen man mit Flatterband, Schonrasen und ökologischem FingerspitzengefĂŒhl aus dem Weg zu hĂŒpfen versuchte.

Ironischerweise steht heute wenige Meter weiter das neue Stadion – offenbar stört hochheiliges Fußballgetrampel die Tierwelt weniger als eine pĂ€pstliche Messe.

đŸ‘» Teufels KĂŒche – verschwunden, aber unvergessen

NĂ€chste Etappe: Hin zur Dreisam, vorbei an Lehen und der Paduallee – hier wartete der junge BĂ€r oft auf den Bus. Ein StĂŒck Schulweg-Nostalgie.

Von dort rollte Faulmann weiter zur großen, silbern glĂ€nzenden Gaskugel – ein vertrauter Orientierungspunkt. Dahinter schlĂ€ngelt sich der Weg hinunter zur Dreisam. Kaum unten angekommen, folgte er dem Fluss stromabwĂ€rts – begleitet vom Rauschen des Wassers, dem Duft nasser Wiesen und dem Gedanken: So viele Jahre – und doch ist alles noch da.

In Hugstetten dann vorbei an dem, was einst das Gasthaus „Teufels KĂŒche“ war.

FrĂŒher ein Ort, an dem der Faulmann das ein oder andere Bier getrunken und so manchen Flammkuchen gespeist hat – heute nur noch eine leere gebrochene HĂŒlle. Aber die Erinnerungen? Glasklar.


🎳 Roter Felsen & Seepark – Natur, Musik, Bier

đŸŽ¶ Belvedere & Mendelssohnblick

Am Roten Felsen soll schon Felix Mendelssohn gestanden haben – inspiriert, gerĂŒhrt, ĂŒberwĂ€ltigt. Faulmann stand auch dort – zwar ohne Notenblatt, aber mit Weitblick. Das neue Belvedere bot eine kleine Plattform fĂŒrs große GefĂŒhl: Vergangenheit, Musikgeschichte, Aussicht – alles in einem Atemzug.

đŸș Seepark – Sonnenuntergang, Enten & Erinnerung

Letzte Etappe: der Seepark im Freiburger Westen. Heute ein grĂŒnes Paradies mit See, Japanischem Garten und Biergarten – doch Captain Faulmann erinnert sich noch genau, wie alles begann:

„Ich war noch ein Kind, als Freiburg sich fĂŒr die Landesgartenschau 1986 bewarb. Das GelĂ€nde war damals eine alte Kiesgrube der Firma FlĂŒckiger – wild, uneben, unaufgerĂ€umt. Und dann, plötzlich: BauzĂ€une, Planierraupen, Neuanfang. Ich weiß noch, wie ich mit meinen Eltern ĂŒber die frisch angelegten Wege spazierte und dachte: So schön wird’s bestimmt nicht bleiben.“

Aber es blieb schön. Und mehr als das: Der 32 Hektar große Seepark wurde zum HerzstĂŒck von Betzenhausen – mit Stegen, Wiesen, Skulpturen, einem kleinen HĂŒgel und dem spĂ€ter entstandenen Japanischen Garten.

„In der Schulzeit hatte ich dort regelmĂ€ĂŸig Sport – Joggen am See, Dehnen auf der Wiese, Ballspiele im Schatten der Platanen. Es war Sportunterricht, aber ohne Hallengeruch. Mehr Natur als Pflicht.“

Und auch ein anderes Kapitel schlug der Seepark noch auf:

„Im *BĂŒrgerhaus Seepark, das ursprĂŒnglich als Blumenhalle der Gartenschau gebaut wurde, hatte ich Jahre spĂ€ter meine Zeugnissfeier – ein seltsamer, feierlicher Moment: zwischen Vergangenheit und Aufbruch.“*

Jetzt, viele Jahre spĂ€ter, saß Faulmann im Biergarten, blickte ĂŒber den See, hörte das leise Platschen der Enten und bestellte ein Hefeweizen.

„Sonne, See, Schwarzwald – was will man mehr?“


🌅 Tag 2 – RĂŒckfahrt mit Rheinromantik

⚙ Loreley, Burgen & MĂ€rchenlandschaft

Am nĂ€chsten Morgen: RĂŒckreise. Klapprad verstaut, Fensterplatz gesichert. Die Route fĂŒhrte ĂŒber das obere Mittelrheintal – vorbei an Burgen, Weinbergen und der Loreley, die wie eine MĂ€rchengestalt ĂŒber dem Fluss thront. Faulmann schaute hinaus – und fĂŒhlte sich wie ein Passagier in einem romantischen Gedicht. Die RĂŒckreise wurde zum Erlebnis.


đŸ„› Was Captain Faulmann sonst noch auffiel

đŸšČ Klapprad – der heimliche Held

Ob in der Bahn oder auf der Straße – das Klapprad zog Blicke auf sich. Einige Mitreisende fragten sogar nach Marke und Preis. Und ja: Die Deutsche Bahn bietet tatsĂ€chlich ein Faltrad-Abo an – mit Service, Versicherung und allem Drum und Dran. Faulmann fand: Praktisch, aber er bleibt lieber bei seinem treuen Klapprad-Kumpel ohne Vertrag.

đŸœïž Badische KĂŒche – ein kulinarisches Wiedersehen

Flammkuchen, SpĂ€tzle, BibbeleskĂ€s, SchwarzwĂ€lder Kirschtorte – wohin das Auge (und der Magen) blickte, gab es Genuss. Zwischen ElsĂ€sser Raffinesse und badischer BodenstĂ€ndigkeit fĂŒhlte sich Faulmann schnell wieder angekommen. Und der Nachtisch? Ein Muss. Immer.


🧱 Faulmanns Fazit

Ein Klapprad. Ein bisschen Heimat. Ein paar gute Geschichten. Manchmal reicht das vollkommen aus, um sich selbst wieder nÀher zu kommen.

Und morgen?

Da bleib ich erstmal liegen.

— Captain Faulmann