- Juni 2025. Der Tag begann in Köln, wo ich mich, wie es sich für einen wahren Entschleuniger gehört, nicht hetzen ließ. Stattdessen gönnte ich mir einen kräftigen Kaffee und schmiedete Pläne für die anstehende Entdeckertour. Das bergische Land rief, und mit ihm die Versprechung ländlicher Idylle, gewürzt mit einer Prise Krimi-Charme.
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Panoramaaussichten beim Abstieg nach Overath zwischen Durbusch und Breideneichen: Kurz nach dem Lüderich begann die rasante Talfahrt in Richtung Overath, und hier offenbarte sich das bergische Land in seiner ganzen Pracht. Zwischen den kleinen Orten Durbusch und Breideneichen boten sich immer wieder fantastische Ausblicke über die sanften Hügel und Täler – ein Fest für die Augen und die Seele. Die Weite der Landschaft ließ mich für einen Moment die Zeit vergessen.
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Vor der Bushaltestelle – Steiler Aufstieg: Bevor die berühmte Bushaltestelle in Sicht kam, wartete noch eine letzte Herausforderung: ein steiler Anstieg, der die Waden brennen ließ. Doch die Vorfreude auf das Ziel trieb mich an, und mit jedem Höhenmeter wuchs die Spannung. Ein letzter Kraftakt, bevor das Ziel in greifbarer Nähe war.
- Historische Wege: Viele der kleinen Straßen und Wege, die ich befuhr, erzählten ihre eigene Geschichte, oft Jahrhunderte alt.
- Idyllische Fachwerkhäuser: Immer wieder blitzten zwischen den Bäumen und auf den Anhöhen wunderschöne Fachwerkhäuser auf, die das bergische Land so unverwechselbar machen.
- Freundliche Begegnungen: Egal ob Wanderer, andere Radfahrer oder Anwohner – überall begegnete man mir mit einem freundlichen Gruß oder einem Lächeln.
- Start: Essen
- Ziel: Rath
- Strecke: ca. 102,4 km
- Höhenmeter: ca. 1320 m
- Wetter: launisch bis freundlich
- High/Low-lights: Baldeneysee, Schwan auf der Brücke, Deilbachtal, Wodantal, Elfringhauser Schweiz, Glückauf-Trasse, Schee-Tunnel, KZ Kemna, Balkantrasse, Schutzlöwe, Puderbachtal, Dühntalsperre, Olpe, Sülztalbahntrasse, Tütberg, Königsforst
- Stimmung: Kaffeestark gestartet, einmal verfahren, würdevoll angekommen
Cpt. Faulmann besucht die Bushaltestelle aus der berühmten TV-Serie "Mord mit Aussicht" – Aufstieg Hoffnungstal & Über den Lüderich
Captain Faulmann, stets auf der Suche nach den kleinen, feinen Abenteuern jenseits ausgetretener Pfade, hatte sich diesmal ein ganz besonderes Ziel vorgenommen: die legendäre Bushaltestelle aus der Kultserie “Mord mit Aussicht”. Ein Muss für jeden Fan – und für jeden, der das bergische Land mal von seiner skurrilsten Seite erleben möchte.
Prolog: Von Köln ins bergische Idyll 🚌
Etappe 1: Aufstieg zum Hoffnungstal 🏞️ Meine Route führte mich zunächst ins malerische Hoffnungstal. Der Name allein weckt schon Assoziationen – und tatsächlich: Hier eröffnen sich weite Blicke über sanfte Hügel und grüne Wälder. Der Weg schlängelte sich beginnend beim Freibad Rösrath bergauf, gesäumt von modernen Villen, fertig und solchen im Entstehen. Ich atmete tief durch, genoss die frische Luft und das Gefühl, der Hektik der Stadt entfliehen zu können. Jeder Tritt in die Pedale war ein kleiner Sieg über den Alltag.
Etappe 2: Über den Lüderich – Wo Bergbaugeschichte auf Panorama trifft 🌄 Der Höhepunkt der Tour war die Überquerung des Lüderich. Einst ein Zentrum des Bergbaus, zeugen heute nur noch wenige Relikte von der harten Arbeit unter Tage. Statt Fördertürmen und rauchenden Schlots dominieren nun weite Panoramen und friedliche Natur das Bild. Der Anstieg war moderat, die Belohnung dafür umso größer: Von hier oben eröffnete sich ein atemberaubender Blick über das bergische Land, das sich wie ein grünes Meer unter mir ausbreitete. Ich hielt inne, ließ den Blick schweifen und stellte mir vor, wie hier einst die Bergleute ihren beschwerlichen Weg zur Arbeit antraten. Was für ein Kontrast!
Etappe 3: Die Bushaltestelle – Acker, Forst und Mord mit Aussicht 🕵️♀️
Und dann war sie da: die Bushaltestelle! Eingebettet in eine unscheinbare Kurve, umgeben von Acker und Forst. Jeder “Mord mit Aussicht”-Fan erkennt sie sofort. Ein Hauch von Hengasch lag in der Luft, und ich konnte fast Kommissar Haas, Dietmar Schäffer und Sophie Haas vor mir sehen, wie sie hier auf den Bus warteten – oder auf den nächsten kuriosen Fall. Ich stieg vom Rad, machte ein Erinnerungsfoto (natürlich mit stoischem Captain-Faulmann-Blick; netterweise hat es sogar zwei Schilder, eines stimmigerweise mit “Hengasch”, eines mit dem echten Namen der Haltestelle) und schmunzelte. Manchmal sind es die kleinen Dinge, die uns am meisten erfreuen.
Was Captain Faulmann sonst noch auffiel 🧭
Ziel: Ein Lächeln im Gesicht 😊 Nach einer wunderbaren Tour, die Körper und Seele gleichermaßen belebte, kehrte ich mit einem breiten Lächeln im Gesicht zurück. Die Bushaltestelle von “Mord mit Aussicht” war nicht nur ein Ziel, sondern auch ein Symbol für die Freude am Entdecken und die Schönheit des Unscheinbaren.
🧢 Faulmanns Fazit Manchmal sind die größten Abenteuer jene, die uns zu den kleinen, charmanten Orten führen. Die Bushaltestelle mag unscheinbar sein, doch sie steht für eine ganze Region voller Geschichten und Herzlichkeit.
Und morgen? Vielleicht eine Fahrt ins Blaue – der Captain lässt sich treiben.
— Captain Faulmann
Captain Faulmann radelt (schon wieder) von Essen nach Rath
Einmal quer durchs Revier, bitte – mit Hügeln, Höhen und einer Portion Ruhrpott-Romantik.
Prolog: Abfahrt in Essen – und keine Zeit für Kohle
Freitag der 02 Mai 2025. Es ist früh. Nicht absichtlich früh, aber halt so früh, wie man es braucht, um fast 100 Kilometer zu rollen, bevor der Hintern protestiert. Start in Essen – am Bahnhof, Altbau, Ausfallstraße und ein überraschend ambitionierter Bäckerduft. Die Stadt schläft noch halb, während Captain Faulmann sich aus dem Großstadtnetz schält.
Doch kaum rollt man stadtauswärts, taucht schon das erste Glanzlicht auf: der Baldeneysee. Ein langgezogenes Glitzern unter leichtem Frühnebel, umrahmt von Villen, Wasservögeln und Joggern mit Podcast im Ohr. Captain Faulmann folgt dem Uferweg, vorbei an Ruderbooten, Anglern und einer Entengruppe, die sich quer über den Weg unterhält.
Am Heisinger Bogen dann der erste Zwischenfall: Mitten auf der Brücke – ein Schwan. Majestätisch, unbeweglich, offensichtlich nicht im Dienstplan für heute. Rentner stehen ratlos davor, unsicher, wie man mit einem blockierenden Wappentier umgeht. Andere Radfahrer rollen vorsichtig vorbei, die meisten mit dieser typischen Mischung aus Respekt und „Nicht mein Problem“.
Und dann: Rettung. Ein beherzter Frühschwimmer, noch trocken (auch im Ton), kommt geradelt – scheinbar kennt man sich. Beherzt hält er an, nimmt sein Handtuch vom Gepäckträger, und tritt auf den Schwan mit dem Willen zur Klärung zu. Mit eleganten Bewegungen – halb Ballett, halb Stierkampf – wedelt er dem edlen Vogel den Weg. Der Schwan dreht majestätisch ab und gleitet unter Protest hinunter zum Wasser. Die Rentner nicken ehrfürchtig. Captain Faulmann rollt weiter, innerlich applaudierend.
Der See liegt wieder still – fast meditativ – und für einen Moment scheint es, als könne dieser Tag gar nichts Schlechtes mehr bringen.
Unterwegs: Deilbachtal, Wodantal, Bahntrassen und ein bisschen Wahnsinn
Hinter Kupferdreh steigt die Route langsam an – die ersten Schweißperlen treffen den Lenker. Captain Faulmann folgt dem Deilbach, der sich idyllisch durch ein überraschend stilles Tal schlängelt. Links und rechts säumen alte Industrieanlagen, verwitterte Mühlen und grüne Hänge das Bild – ein stiller Gruß aus der Frühzeit des Ruhrgebiets. Das Deilbachtal ist hier mehr als ein Tal: Es ist ein Geschichtsbuch in Grün.
Bald darauf wird es enger, waldiger, ein wenig abgeschiedener: Captain Faulmann rollt hinein ins Wodantal, ein Randtal der Elfringhauser Schweiz. Ein Name, der erst belächelt wird – doch dann plötzlich verdient erscheint. Enge Wege, steile Hänge, ein ständiges Auf und Ab durch sattes Grün und kleine Lichtungen. Hier atmet das Bergische – wild, romantisch und ein wenig rau. Die Reifen singen, die Oberschenkel auch. Aber es ist einer dieser Abschnitte, wo Natur und Strecke kurz ein Bündnis eingehen. Und das Radeln wird zum Rauschen.
Bald wird’s hügeliger, die Pfade sind schmaler, der Bach plätschert ungestört vor sich hin. Alte Bauernhöfe liegen am Rand, Pferde kauen gemächlich, und zwischen den Hügeln weht ein Hauch von Märchenwald. Kurz darauf erreicht Captain Faulmann bei Schee/Quellenburg die Glückauf-Trasse, einen Radweg auf der alten Kohlenbahnlinie zwischen Hattingen und Wuppertal.
Hier ist der Weg ein Genuss: Die Trasse führt fast steigungsfrei durch Wald und Wiese, vorbei an alten Viadukten und Zeugnissen der Industriekultur. Über rund 22 Kilometer verbindet sie ruhige Natur mit dem Erbe der Montanregion. Wer hier fährt, rollt durch Geschichte – mit Aussicht. Doch Captain Faulmann fährt nur einen Abschnitt davon und plötzlich geht’s durch den langen Schee-Tunnel. Was früher ein Eisenbahntunnel für Kohlezüge war, ist heute ein echtes Highlight für Fahrradfahrer, Geologie-Fans und Geschichtsentdecker. Auf über 700 Metern durchquert man nicht nur Gesteinsschichten aus dem Oberkarbon, sondern auch ein Stück Industriekultur – und das mitten im Grünen. – kühl, feucht, still. Captain Faulmann summt Indiana-Jones-Musik und weiß, in den Nebenanlagen wohnen und schlafen Fledermäuse.
Zwischenstopp mit Geschichte: Schatten über der Wupper
Jetzt geht’s steil hinab nach Langerfeld, das Captain Faulmann kurz für Wuppertal hält – naja, zumindest der Teil mit der Wupper stimmt.
KZ Kemna. Ein nüchterner Name für einen erschütternden Ort.
Im Jahr 1933, kurz nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten, richtete die SA in einer alten Putzwollfabrik oberhalb der Wupper – direkt bei Langerfeld – eines der ersten Konzentrationslager Deutschlands ein. Nur ein halbes Jahr war es offiziell in Betrieb, doch in dieser kurzen Zeit wurden hier bis zu 5.000 politische Gegner verschleppt, gedemütigt und gefoltert: Kommunisten, Sozialdemokraten, Gewerkschafter – viele aus dem Tal, aus dem Revier, Nachbarn von gestern.
Es war ein Ort des Terrors – und der Nähe. Täter und Opfer kannten sich oft persönlich. Gerade das machte die Gewalt so perfide.
Heute steht am Karl-Ibach-Weg ein Mahnmal, schlicht und eindrucksvoll: rote Ziegel, Bronzeplatten, eine ausgestreckte Hand. Benannt ist es nach Karl Ibach, einem der überlebenden Häftlinge, der später als Zeitzeuge und Autor unermüdlich über die Gräuel von Kemna sprach. Er hat dafür gesorgt, dass dieser Ort nicht in Vergessenheit gerät – und dass wir, die wir hier einfach so vorbeiradeln, wenigstens kurz innehalten.
Captain Faulmann bleibt stehen. Ein paar Minuten. Kein Verkehr, nur die Wupper und der Wind im Laub. Dann rollt er weiter – nicht schwer, aber stiller.
Captain Faulmann kreuzt die Wupper und folgt dem Marscheider Bachtal immer steiler hinauf nach Lütringhausen. Langsam sollte Captain Faulmann anfangen, Akku zu sparen – der wird sonst nicht reichen.
Dann erreicht Captain Faulmann den Bahnhof von Lennep – und hier geht’s auf die nächste Bahntrasse: die Balkantrasse! Ihre tiefer liegenden Abschnitte kennt er schon, aber hier oben war er noch nicht. Und dass sie einen Schutzlöwen hat, wusste Captain Faulmann auch nicht. Er macht ein Foto und rollt weiter.
Bei Bergisch Born trennen sich dann die Wege: Die Balkantrasse führt nach Süden, während Captain Faulmann dem Wuppertaler Bahnradweg weiter nach Osten folgt – durch grüne Tunnel, über alte Gleisbette, mit dem Gefühl, dass hier schon lange Züge Geschichten geschrieben haben.
Passenderweise ist der Ort hier auch treffend benannt: Scheideweg. Dort trennen sich sein Weg und der der Wippertalbahn. Captain Faulmann biegt ab – nach Süden, hinab ins Puderbachtal. Es wird kurviger, etwas wilder. Und es riecht nach Wald und feuchtem Fels. Kein schlechter Tausch.
Knapp abseits der Dühntalsperre schnauft Captain Faulmann an Golfern vorbei – ein grüner Rasen, weiße Polos, kleine Gespräche über diese lustigen Golfautos. Er schnauft, sie schlagen. Dann geht es weiter, stetig bergauf, hinauf ins kleine Olpe, das wie ein verschlafenes Postkartenmotiv zwischen den Hügeln liegt. Eine kurze Verschnaufpause am Ortsrand, dann wieder rauf auf den Sattel.
Steil bergab – und plötzlich trifft der Kapitän auf einen ihm wohlbekannten Weg: die alte Trasse der Sülztalbahn. Die letzte Bahntrasse für heute. Bekannt, vertraut, ein wenig wie Heimweg. Captain Faulmann schaltet runter, lässt rollen und spart Akku. Leises Surren der Reifen auf historischem Grund.
Jetzt aber wirklich: Strom sparen hat sich gelohnt! Der kluge Bär weiß: Ein letzter steiler Anstieg fehlt noch – hinauf auf den Tütberg. Kein Weg mehr, der sich von allein fährt, aber auch keiner, der sich nicht lohnt. Oben: links Sülztal, geradeaus Siebengebirge, rechts der Königsforst.
Der finale Abstieg beginnt – rauschend, wurzelig, mit Sonnenlicht, das durch das Blätterdach flackert. Die Beine sind leer, aber der Kopf voll. Und irgendwann, fast unmerklich: Zuhause.
Finale
Kein Fanfarenempfang, aber das zufriedene Klacken des Seitenständers auf Asphalt. Rad kurz waschen. Dann im Keller abstellen. Ein Radler auf dem Balkon zum Ausklang!
🧭 Faulmanns Fazit
Keine Etappe für Anfänger, aber auch kein Hochalpenritt. Wer Weite sucht, kleine Wunder am Wegesrand und ein Herz für Trassenromantik hat – der wird ankommen. Vielleicht nicht mit Hochglanz-Kilometerwerten, aber mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Und einem Radler in der Hand. So soll’s sein.
War das die schönste Route des Jahres? Sicher nicht. Aber eine mit Herz. Und mit See, Reh, Fuchs und Höhenluft. Und das reicht völlig.
🚴♂️ Captain Faulmanns Tourdaten
Staubige Wege, stille Geschichten – Mit Captain Faulmann durchs Land
Prolog: Kaffee, Ticketdrama und Airport-Charme
Sonntag der 27. April 2025 , kurz vor neun. Köln döst noch verschlafen im Sonntagsschlaf, doch Captain Faulmann ist schon unterwegs: Ziel ist der Kölner Flughafen – heute nicht zum Abheben, sondern für den Start ins nächste Gravel-Abenteuer.
Bevor der Zug ins Siegtal rollt, wird die wichtigste Pflicht erfüllt: Kaffeepause. Im Terminal serviert ein gut gelaunter Barista die dringend benötigte Portion Lebensfreude im Becher.
Dann noch schnell ein Akt der Nächstenliebe: Eine italienische Touristin verzweifelt am Fahrkartenautomaten. Captain Faulmann hilft geistesgegenwärtig, tippt, erklärt, druckt – und wird mit einem strahlenden „Grazie mille!“ belohnt. 🚴♂️☕️🎟️
Pünktlich um 09:28 Uhr rollt die S-Bahn ein. In Troisdorf heißt es fix umsteigen – kleine Hatz mit dem Rad inklusive – und schließlich Ankunft um 10:16 Uhr in Au (Sieg).
Die Sonne lugt durch die Wolken, die Luft riecht nach Tau und Wiese – perfektes Wetter für einen langen Ritt durchs Grüne.
Helm auf, GPS an, Blick nach vorne: Auf ins Abenteuer!
Durch Wälder und über Hügel hinein in den beginnenden Westerwald
Vom Siegufer weg führt der Pfad direkt in einen dichten Auenwald. Schon nach dem ersten Kurbeln spüre ich: Die Beine sind noch im Schlafmodus. Doch das ändert sich schnell, denn der Track schickt mich zügig bergan, hinauf in die ersten Ausläufe des Westerwalds.
Der erste Hügel kommt unerbittlich früh: Ein schmaler Waldweg windet sich in Serpentinen nach oben. Ich fluche leise in meinen imaginären Bart – „Danke, Komoot, für diese Wachmacher-Steigung!“ – und trete tapfer weiter.
Jeder Meter Höhengewinn wird belohnt: Zwischen den Bäumen blitzt unten das Siegtal hervor, noch in morgendlichen Nebel gehüllt.
Auf den bewaldeten Höhenzügen des Nutscheid angekommen, halte ich kurz an, schnappe nach Luft und genieße den ersten Panoramablick des Tages. Die Sonne taucht die Wiesen in goldenes Licht, und in der Ferne ragt ein Kirchturm aus dem Dunst – Postkartenidylle pur.
Weiter geht’s im munteren Auf und Ab. Mal sause ich über einen Feldweg, vorbei an leuchtend gelben Rapsfeldern, deren Duft in der Frühlingsbrise liegt. Dann wieder tauche ich ein in kühle Wälder, wo das Laubdach über mir raschelt und meine Reifen über den weichen Waldboden knispern.
In einem winzigen Weiler bellt ein Hund hinter dem Zaun zur Begrüßung, und eine ältere Dame im Garten winkt freundlich – hier draußen grüßt man sich noch.
Solche liebevollen Beobachtungen am Wegesrand zaubern mir ein Lächeln ins Gesicht.
👉 Insgesamt wirkt die Strecke offen, sanft hügelig und ruhig – typisch für das Windecker Ländchen. Kurz gesagt: Die Strecke zwischen Immhäuser Schabernack und Saal ist landschaftlich offen und sanft-hügelig, geologisch eine Mischung aus devonischen Schiefern und Grauwacken, geprägt von einer langen Geschichte aus Gebirgsbildung und Flussmodellierung.
🌿 Alte Wege und Flurnamen rund um den Kleinen Stein (Herchen – Müllenacker)
Nach einem rauschenden Bergabstück kreuze ich erneut die glitzernde Sieg.
Hier in Herchen fällt mein Blick auf zwei besonders schmucke Ausflugslokale, die ich von anderen Fahrten kenne: rechts die Löwenburg, links das Kokolores – beides Orte, die rufen, innezuhalten. Doch nicht heute.
Captain Faulmann spürt den Ruf der Strecke stärker als den der Einkehr (selten genug). Mit einem kurzen, wehmütigen Blick auf die sonnenbeschienenen Tische trete ich wieder an und lasse das Versprechen auf ein kühles Bier für ein anderes Mal liegen.
Kein Zögern – der Anstieg ruft, und Captain Faulmann folgt!
Mit kräftigen Tritten jagt das schlanke Gravelbike den alten Hohlweg hinauf, der sich wie eine verborgene Furche durch das grüne Herz des Kleinen Steins zieht. Das Bike schnurrt unter mir wie ein Raubtier auf der Spur.
Links plätschert verborgen ein Bach durch ein moosiges Tälchen, rechts stemmen sich knorrige Eichen und Buchen in den Himmel, ihre Wurzeln klammern sich in schieferdurchsetzte Hänge.
„Hier rollten einst die Wagen der Händler und Fuhrleute“, murmle ich und lache leise. Heute bin ich der einzige Reisende auf dieser alten Straße.
Kurz vor der Kuppe lichtet sich der Wald, und die Landschaft öffnet sich weit.
Verstreute Obstwiesen, überzogen von einem Teppich aus Wildblumen, fließen sanft hinab zu den flacheren Hängen von Müllenacker. Im Osten blitzt ein silbernes Band der Sieg durch die Baumwipfel.
In meinem Kopf steigen alte Flurnamen auf: „Auf’m Stein“, „Steiner Grund“ – stumme Zeugen längst vergangener Tage.
Gegen 11:30 Uhr erreiche ich ein uraltes Wegkreuz, überschattet von einer mächtigen Linde. Der Baum ist so alt, dass seine Äste wie die Arme eines Riesen in alle Richtungen greifen.
Ich lasse mich an einem hölzernen Tisch nieder, flankiert von wettergegerbten Bänken. Während ich einen Riegel kaue und einen Schluck Wasser nehme, schweift mein Blick hinauf ins dichte Blätterdach.
War dies vielleicht einst eine Gerichtslinde?
In Gedanken sehe ich sie vor mir: Männer mit wettergegerbten Gesichtern, Schwerter an der Seite, Umhänge aus grobem Tuch. Auf einfachen Holzbänken sitzen sie im Schatten der Linde, beraten über Streit und Schuld, während Frauen mit Kindern am Wegrand warten. Kein Gerichtssaal, keine großen Reden – nur die sogenannte Weisheit der Alten und das fragwürdige Gesetz der Gemeinschaft.
Für einen Herzschlag lang scheint es, als würde der Wind ihr Flüstern tragen.
Ein Rotkehlchen hüpft keck näher, beäugt die Krümel meiner Rast, als wolle es sagen: „Hier wird seit Jahrhunderten geteilt.“
Gestärkt und in Gedanken noch halb in einer anderen Zeit schwinge ich mich wieder in den Sattel.
Zwei Biker, die am Wegrand eine rauchige Pause einlegen, grüße ich mit einem knappen Nicken.
Dann rausche ich bergab, das Bike summt, der Weg lebt – und Captain Faulmann fährt weiter durch eine Landschaft, die mehr Geschichten in sich trägt, als ein einzelner Tag erzählen könnte.
🌿 Entlang der Sieg – vorbei an Probach, Kelters, Eitorf und Bourauel
Der Wind rauscht in den Ohren, das Gravelbike fliegt beinahe über den geschotterten Uferweg.
Die Sieg liegt ruhig neben mir, glitzernd im schrägen Sonnenlicht, während ich in gleichmäßigem Tritt durch eine Landschaft rolle, die sich in sanften Bögen öffnet und wieder schließt.
Vorbei geht es an Probach, wo kleine Wiesenstücke bis ans Wasser reichen und der Fluss träge zwischen alten Ufergehölzen hindurchgleitet. Die Welt hier scheint eine Spur vergessener, langsamer zu ticken.
Ein paar Reiher stehen reglos in der Flussaue, als seien sie aus Stein gemeißelt.
Captain Faulmann nickt ihnen anerkennend zu: Stille Wächter des Wassers.
Kurz darauf passiere ich Kelters, eine Handvoll Häuser, eingebettet zwischen Feldern und Fluss. Nur ein schwacher Duft von frisch geschnittenem Gras und der würzige Hauch feuchter Erde begleiten mich.
Eitorf kündigt sich schon aus der Ferne an: ein größeres, lebendigeres Städtchen, wo die Sieg für einen Moment gezähmter wirkt. Radwege kreuzen, Spaziergänger winken.
Hier ein kurzer Blick auf alte Villen mit schmiedeeisernen Toren, dort moderne Cafés und bunte Balkone. Ich gleite hindurch wie ein Schatten aus einer anderen Zeit, streife den Puls der Stadt, ohne wirklich stehenzubleiben.
Hinter Eitorf wird es wieder ruhiger.
In Bourauel, einem kleinen Weiler, wo Wiesen und Wälder sich an die letzten Häuser schmiegen, nehme ich den vertrauten Duft von Holzfeuer und feuchtem Laub wahr. Ein Ort, der eher flüstert als spricht.
Captain Faulmann hält Kurs. Der Fluss bleibt sein stiller Begleiter, der Weg sein Versprechen.
🌿 Aufstieg bei Lütgenauel – Schalten, Treten, Aussicht genießen
Bei Lütgenauel beginnt der Weg zu steigen, erst kaum merklich, dann stetiger.
Captain Faulmann spürt es sofort: Jetzt heißt es schalten, treten – und den Rhythmus finden.
Ich schalte einen Gang runter, trete gleichmäßig, das Rad summt unter mir wie ein treuer Gefährte.
Der Weg zieht sich in sanften Bögen bergauf, zwischen alten Hecken und verstreuten Wiesen.
Unten, in den Senken, blitzen vereinzelt Wohnwagen und Camper durch das Grün – wie kleine, schimmernde Inseln im Landmeer.
Die Steigung fordert, aber sie belohnt.
Mit jedem Höhenmeter öffnet sich die Aussicht weiter: Hinter mir breitet sich das Siegtal aus, ruhig und silbern, dahinter die grünen Rücken des Nutscheid. Kleine Dörfer glitzern wie verlorene Münzen in der Landschaft.
Captain Faulmann lehnt sich kurz zurück, während die Pedale langsam kreisen, und genießt den Moment.
Hier oben weht ein anderer Wind – klarer, freier.
Dann schnalle ich den Helm fester, schalte wieder hoch – und stürze mich hinab nach Merten.
🌿 Stachelberg – Erinnerungen und stille Gedanken
Hinter der Bahnstation kreuze ich erneut die Sieg.
Und da steht er – der sogenannte Stachelberg.
Beim Anblick überkommt Captain Faulmann eine leise Melancholie: Erinnerungen an vergangene Liebe und an Zeiten, die längst verflogen sind wie Dampf aus einem alten Schornstein.
Ich lasse die Gedanken einen Moment treiben, nehme den kleinen Stich im Herzen an – und rolle weiter. 🌫️
🌿 Kleines Abenteuer am Bahnübergang
Nur wenig später wartet ein kleines technisches Abenteuer:
Ein abgelegener Bahnübergang, bei dem man sich eigentlich per Telefon beim Stellwerk anmelden müsste.
Doch heute kein Aufwand:
Ein freundlicher Bahnmitarbeiter steht schon bereit, sieht mich kommen und greift selbst zum Hörer.
Daumen hoch für Bahnservice mit Stil! 👍🚦
Ohne Anruf, ohne Verzögerung, einfach rollen lassen.
🌿 Vor den Toren von Blankenberg
Hinter dem Übergang nähere ich mich der charmanten Stadt Blankenberg.
Die alten Fachwerkhäuser, die Burgruine hoch oben auf dem Hügel – ein kurzer Blick genügt, um sich wie auf einer Zeitreise zu fühlen.
Doch heute lasse ich die engen Gassen und steilen Anstiege links liegen.
Der Weg ruft weiter hinaus ins Land.
Captain Faulmann folgt.
🌿 Vom Halberger Bach nach Driesch – und hinab ins Bröltal
Hinter Blankenberg lasse ich die Sieg endgültig zurück und folge einem neuen Begleiter: dem leise murmelnden Halberger Bach.
Ein schmaler Weg schlängelt sich sanft an seinem Lauf entlang, gesäumt von alten Kopfweiden und verwachsenen Feldhecken.
Das Licht spielt zwischen den Ästen, der Wind trägt den Duft von feuchtem Holz und frischem Gras.
Captain Faulmann gleitet dahin, der Schotter knirscht leise unter den Reifen, während der kleine Bach neben mir Geschichten zu erzählen scheint.
Hier ein versteckter Tümpel, dort ein verwitterter Weidezaun – die Landschaft wird ruhiger, fast ein wenig verwunschen.
Bald erreiche ich Driesch, ein kleines, stilles Dorf auf einer Anhöhe.
Ein paar alte Höfe, liebevoll gepflegte Gärten, Hähne krähen in der Ferne – hier ticken die Uhren noch nach dem Rhythmus der Jahreszeiten.
Ich trete gleichmäßig, lasse den Ort an mir vorbeiziehen wie eine freundliche Erinnerung an einfachere Zeiten.
Dann wird der Weg steiler, und vor mir öffnet sich das Bröltal.
Die Räder singen, der Wind reißt an meiner Jacke – das Bröltal empfängt mich mit offenen Armen.
Vorbei an einem Trupp einer Hundeschule, der gerade in Kolonne bergab marschiert, geht es weiter.
Eine freundliche Reiterin nickt mir im Vorbeireiten grüßend zu – ein kurzer Moment des gegenseitigen Respekts unter Weggefährten.
Und dann öffnet sich das Bröltal – ein stilles, leicht verwunschenes Tal voller Wiesen und alter Pfade.
Früher schnaufte hier die legendäre Bröltalbahn durch die Landschaft, eine Schmalspurbahn, die das Tal belebte.
Heute erinnern nur noch verwitterte Bilder an Bushaltestellen und vergessene Trassen daran, dass einst kleine Dampfloks durch diese Idylle ratterten. 🚂
An einigen Stellen erzählen bunte Graffiti an Bushaltestellen noch von dieser Zeit – wie stille, farbige Echos der Vergangenheit.
🌿 Hinauf nach Heisterschoß – und zur Wahnbachtalsperre
Das Bröltal lasse ich hinter mir, der Weg beginnt wieder zu steigen. Captain Faulmann schaltet herunter, tritt kraftvoll in die Pedale und folgt der alten Straße hinauf nach Heisterschoß. Die Sonne steht schon hoch am Himmel, langsam wird es frühlingswarm, während ich mich stetig höher schraube. Durch kleine Baumgruppen, vorbei an verstreuten Höfen – immer dem Horizont entgegen.
Über Remschoß hinweg geht es weiter Richtung Wolperath. Die Dörfer hier oben wirken wie auf Inseln im Meer aus Wiesen und Feldern, verbunden durch schmale, gewundene Wege. Es ist ein ruhiges, fast meditatives Fahren – ein stetes Kommen und Gehen von Licht, Wind und dem sanften Klang der Reifen auf Asphalt und Schotter.
Doch irgendwann endet die bequeme Fahrt. Vor mir liegt ein abenteuerlicher Abstieg: steil, schmal, mit losen Steinen und tiefen Rinnen. Captain Faulmann hält kurz an, mustert den Pfad und entscheidet weise: besser schieben!
Langsam, das Rad sicher an der Seite, geht es hinab durch den Wald – ein kleiner Balanceakt zwischen Abenteuerlust und Vernunft.
Und dann öffnet sich der Wald – und vor mir liegt die Wahnbachtalvorsperre. Ein stiller Ort, schwerer zu erreichen und dadurch viel seltener besucht als die große Staumauer, die etwa fünf Kilometer südwestlich liegt.
Erbaut zwischen 1955 und 1957, dient diese Talsperre der Trinkwasserversorgung von über 780.000 Menschen in der Region Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis. Ein stilles, kraftvolles Bauwerk – und zugleich ein Ort von überraschender Schönheit.
Die Vorsperre ist eingebettet in eine abwechslungsreiche Landschaft aus Wäldern, Wiesen und schroffen Uferböschungen. Zahlreiche Wander- und Radwege durchziehen die Gegend, allen voran der beliebte Talsperrenweg, der sich auf rund 5,8 Kilometern einmal um das glitzernde Wasser zieht und immer wieder grandiose Ausblicke bietet.
Captain Faulmann atmet tief durch, blickt über das weite Wasser – und spürt, dass jeder Tritt, jeder Schweißtropfen diesen Moment wert war.
🌿 Von der Wahnbachtalvorsperre ins Naafbachtal – Captain Faulmann auf vertrauten Wegen
Nach einer kurzen Rast im Schatten geht es weiter – doch nicht auf dem Sattel.
Ein weiterer Abschnitt verlangt Schieben:
Ein schmaler, steiler Pfad windet sich durch einen stillen Buchenwald.
Das Licht fällt in flirrenden Flecken auf den Boden, der nach feuchtem Laub und Erde duftet.
Captain Faulmann schiebt Troni, sein treues Rad, sicher durch Wurzeln und Senken, nimmt sich Zeit, den Moment zu genießen.
Bald schon, wartet der Lohn: Der Wald lichtet sich wieder, die Wege werden freundlicher.
Vorbei an Pohlhausen, wo verstreute Höfe zwischen sanften Hügeln liegen, geht es weiter Richtung Seelscheid. Die Sonne wärmt angenehm den Rücken, während ich leicht dahinrolle – ein willkommener Kontrast zum schattigen Wald zuvor.
Hinter Seelscheid folgt dann der wohlverdiente Einstieg ins geliebte Naafbachtal. Hier kennt Captain Faulmann sich aus. —
🌿 Durch das Naafbachtal und heimwärts
Ein weitläufiges, geschütztes Bachtal breitet sich vor Captain Faulmann aus: Feuchtwiesen, lichte Erlen-Auenwälder und sanfte Buchenhänge wechseln sich ab, als hätte die Natur hier ihr Meisterwerk geschaffen. Der Naafbach mäandriert naturnah durch die Landschaft, begleitet vom Flüstern der Blätter und dem Zwitschern seltener Vögel wie Eisvogel, Rotmilan und Neuntöter.
Captain Faulmann gleitet entspannt durch dieses grüne Paradies, genießt die Ruhe, lässt die Welt draußen für einen Moment stillstehen.
Die letzten Kilometer rollen wie von selbst – Rückenwind inklusive. In Gedanken bin ich längst bei Kuchen und einem wohlverdienten Feierabend-Kölsch. 🍰🍺
Ein letzter Abstecher führt noch durch die weiten Flächen der Wahner Heide: sandige Pfade, knorrige Bäume, weite Horizonte – ein würdiger Abschluss für diese Reise.
Ein paar Ampeln, ein freundlicher Gruß an andere Radfahrer – und schließlich stoppt der Tacho.
Zuhause angekommen.
🚴♂️ Epilog – Captain Faulmanns Heimkehr
Am Ende eines langen Tages, nach 71,6 Kilometern voller Abenteuer, Höhenmeter und Gedankenflüge, rollt Captain Faulmann wieder in heimische Gefilde.
Er hat Täler durchquert, Gipfel erklommen, alte Wege beschritten und neue Pfade entdeckt.
Was bleibt, ist mehr als nur die Erinnerung an Anstrengung und Kilometer:
Es ist das stille Glück, draußen gewesen zu sein.
Das kleine Staunen über eine Welt, die im schnellen Alltag oft übersehen wird.
Und das Wissen, dass jeder Weg – egal, wie steil oder verschlungen – am Ende ein Stück mehr zu uns selbst führt.
🌿 Captain Faulmanns Lehren des Tages:
“Die schönsten Aussichten gehören denen, die den steilsten Weg nicht scheuen – denn nicht der Weg formt den Kapitän, sondern der Kapitän formt den Weg.”
Und:
“Ein guter Tag endet nicht am Ziel, sondern mit Kuchen und Kölsch.” 🍰🍺
Und irgendwo da draußen, auf staubigen Wegen und schattigen Pfaden, wartet bereits das nächste kleine Abenteuer.