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Anakin Skywalker:
Ein Kind mit übergroßer Begabung, voller Sehnsucht nach Liebe und Sicherheit. Aus Angst, zu verlieren, lässt er sich vom Imperator ködern – und wird zu Darth Vader. -
Luke Skywalker:
Anakins Sohn. Auch er spürt die Verlockung der dunklen Seite. In der entscheidenden Stunde könnte er fallen wie sein Vater. Doch er legt das Schwert nieder – und findet das Licht. -
Antonia von Florenz:
Keine Galaxis, keine Raumschiffe, keine Laserschwerter. Stattdessen Kloster, Fasten, Dämonen. Aber ihre Antwort ist klar: Sie widersteht. Ohne Zögern, ohne Fallen.
Eine Jedi-Ritterin im Habit hätte kaum überzeugender sein können. - Anakin fällt – und das Publikum versteht sofort die Tragik des Helden, der der Angst erliegt.
- Luke ringt – und Millionen atmen auf, als er in letzter Sekunde widersteht.
- Antonia? Sie bleibt schlicht standhaft – kein Drama, kein Zögern, kein Fallen.
Bunt, brüchig, bezaubernd – Köln mit Faulmann-Blick

In der Museumslobby nippt Faulmann an seinem Kaffee. Durch die großen Scheiben sieht er das Gewimmel: Menschen mit Einkaufstüten, ein Paar, das den Dom im Hintergrund fotografiert, und drinnen im Shop Karnevalskappen neben Postkarten vom CSD. Köln macht da keinen Unterschied – alles steht einfach nebeneinander im Regal.
Der Bär denkt – vielleicht reduktiv und in Klischees, aber mit einem Schmunzeln: Diese Stadt lebt nicht von einem roten Faden, sondern von einem ganzen Knäuel.Da ist der Katholizismus, jahrhundertelang das Grundrauschen. Da ist der Karneval – nicht uralt, aber so schlau erfunden, dass er sich wie ein alter Brauch anfühlt. Da ist der CSD, bunt und politisch. Und da sind die Arbeiter, die nach dem Krieg kamen: erst Italiener mit Eisdielen, Espresso und Ristorante, dann Griechen mit Tavernen und Olivenöl, Türken mit Kebap und Werkbank, später Marokkaner, Kurden, Vietnamesen und viele, viele andere. Alles Postkartenbilder, denkt Faulmann, und weiß, dass er es sich damit zu einfach macht. Aber möglicherweise wächst am Ende doch das Gefühl einer Stadt genau aus solchen Bildern. Jeder Zug brachte seinen Klang, sein Essen, seine Geschichten, seine Kultur – und Köln nahm sie auf so selbstverständlich und mit einem breiten Grinsen, wie der Köbes ein neues Glas Kölsch hinstellt.
Dazwischen wirkt ein unsichtbarer Faden: der kölsche Klüngel. Unsichtbar? Eigentlich nicht – er steht eher im grellen Neonlicht, so berühmt ist er. Jeder weiß, dass er da ist, jeder stolpert mal darüber, und trotzdem sorgt er irgendwie dafür, dass der Laden weiterläuft. Mal als Schmieröl, mal als Kaugummi – aber immer unverkennbar kölsch.
Und darunter all die Schichten: Römer, Franken, Kaufleute, Pilger, Preußen – selbst Napoleon, der hier sein französisches Recht hinterließ. Später die 90er mit ihrer Technopartimentalität, irgendwo zwischen Euphorie und Kopfschmerz. Kaum eine Stadt verträgt es, wenn römisches Pflaster, französisches Recht und orientalisches Fladenbrot im selben Atemzug genannt werden – Köln schon.
Man sieht das dem Stadtbild bis heute an: aus der Vogelperspektive noch der römische Straßenverlauf, im Detail ein barocker Giebel neben Nachkriegsplattenbau, dazwischen ein Dönerladen unter gotischem Spitzbogen. Ein Römer hätte wohl nie gedacht, dass über seine Straßen einmal ein Karnevalszug rumpelt – und dabei mehr Bier als Wasser fließt.
Natürlich: Nicht alles glänzt. Viele Straßen sind voller Schlaglöcher, auf den Brücken steht man im (Sanierungs)Stau und die U-Bahn ist eher eine Straßenbahn, die an manchen Stellen einfach im Boden versenkt wurde – teils absichtlich. Manch eine Ecke erinnert verdächtig ans Frankfurter Bahnhofsviertel und die Bahn Nummer Sieben ist rechtsrheinisch geradezu phantastisch: mehr Legende als Verkehrsmittel – ein mythisches Wesen, von dem jeder schon gehört hat, das aber kaum einer je gesehen hat. „Fast wie ein Einhorn auf Schienen,“ denkt Faulmann und lacht leise in seinen Kaffee. Köln nimmt das alles mit Schulterzucken und einem „et hätt noch immer jot jejange“ – was zwar selten stimmt, aber immerhin tröstet.
Er schmunzelt, seufzt noch einmal und denkt:
„Am Ende ist Köln fast wie ein Wald. Alte Stämme brechen, junge Triebe wachsen nach. Fruchtbare Erde entsteht aus Jahrhunderten von Wachstum, von Entstehen und Vergehen. Nichts verschwindet so ganz – es wird nur zum Boden, auf dem Neues wächst. All das klingt sicher naiv – und das ist es auch. Aber vielleicht ist es genau diese lebensbejahende Naivität, die Köln am Ende so lebenswert macht. Ein Durcheinander, das man hier eben ›unser Jeföhl‹ nennt.“
Faulmann, Antonia und das fehlende Stück der Saga
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Ein grauer Regentag in Köln.
Captain Faulmann hätte sich eigentlich nochmal im Bärenfell einrollen können – das Lagerfeuer mit Freunden gestern war lang, warm und voller Geschichten. Doch, nach einem Kaffee in der Bärenhöhle schnappt er sich das Paule-Rad und rollt zum Rautenstrauch-Museum, um die Mittelalter-Abteilung zu Ende zu sehen.
Im Hauptsaal hängen sie: die großen Altäre, dicht bevölkert mit Heiligen und Symbolen.
Und da entdeckt er sie: Antonia.
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Nicht die Heiligenscheine oder Gewänder fesseln ihn, sondern das Detail am Saum: Ein kleiner Dämon lugt hervor, listig wie ein gezeichneter Scherz am Rand einer ernsten Szene.
Doch ikonografisch gesehen ist das kein Witz: die Dämonen zu ihren Füßen stehen sinnbildlich dafür, dass Antonia sie überwunden hat – die dunklen Mächte sind gebannt, klein und machtlos, weil sie standhaft blieb.
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Der Bär forscht nach:
Antonia war eine Dominikanerin aus Florenz im 15. Jahrhundert. Sie predigte streng, lebte in Buße und fastete hart. Ihre Legende erzählt, dass Dämonen sie bedrängten, an ihr zerrten, sie einschüchtern wollten. Doch Antonia blieb standhaft. Keine Versuchung, kein Dunkel bekam sie klein. Ihr Glaube war stärker als die Stimmen der Finsternis.
Faulmann nickt anerkennend – und stolpert dann über ein Datum: ihr Festtag ist der 4. Mai.
Der Bär hebt die Brauen: 4. Mai? May the Fourth be with you! Der internationale Star-Wars-Tag.
Wie wunderbar denkt Faulmann, denn Antonia passt wunderbar in eine Reihe mit den Skywalkers.
Und da merkt der Bär: Dieses Dreieck ist beinahe eine narrationschablone.
Faulmann denkt: So funktionieren Narrative, die überall ankommen (sollen). Sie sind einfach genug, dass jeder sie versteht, und universell genug, dass sie in jeder Zeit erzählt werden können – im Kino, im Kloster oder im Museumssaal. Antonia ist keine Heldin der Spektakel, sie ist die, die einfach nicht nachgibt. Und genau darin liegt ihre ganze Stärke. Ihr Narrativ ist das schlichteste und zugleich das Fundament: standhalten. Darauf bauen die anderen auf – Anakin als Fall, Luke als Rettung. Drei Varianten derselben Geschichte, von der Basis bis zur Steigerung.
Und Faulmann brummt, fast ehrfürchtig, halblaut in den Saal hinein:
„Die Macht … stark in ihr, sie ist.“
Dann kichert er:
„Vielleicht sollten wir sie ab sofort Antonia Skywalker nennen – die Ur-Ur-Ur-Ur-Großmutter der Jedi-Sippe. Wer weiß, ob nicht die halbe Saga auf einem vergessenen Altarbild in Köln basiert?“
Und fast wissenschaftlich fügt er hinzu:
„Die Kunsthistoriker haben das nur noch nicht entdeckt – vermutlich fehlt ihnen einfach ein Bär im Archiv.“
Später, in der Lobby des Museums mit Kaffee und Tablet bewaffnet, als der Regen draußen an die großzügigen Scheiben trommelt, lässt Faulmann die Bilder noch einmal Revue passieren.
Da war Sebastian, der Soldatenheilige, der sich mit Pfeilen spicken ließ und dennoch als Fürsprecher gegen die Pest galt – ein Märtyrer, der nicht nur stand, sondern auch tröstete.
Daneben Johannes, jung und bartlos, der den Giftkelch mit der Schlange segnete und überlebte, als wäre er selbst ein mittelalterlicher Cocktailtester mit göttlicher Sondergenehmigung.
Margareta von Antiochia, die vom Drachen verschlungen wurde und ihn doch besiegte.
Rochus, der Pilger mit dem entblößten Bein und der Pestwunde, begleitet vom treuen Hund, der wohl die eigentliche Heldengeschichte war (ohne Hund hätte das keiner überlebt, denkt der Bär).
Severin, der alte Bischof von Köln, mit Mitra und Krummstab, sogar mit blutiger Kopfwunde – fast so, als hätte man ihm gesagt: Mehr Drama, sonst glaubt dir das keiner.
Und Hippolytus, brutal an Pferde gebunden, geschleift und schließlich geköpft – ein drastisches Bild, das eher an ein mittelalterliches Actionpanel erinnert als an stille Frömmigkeit.
Antonia, deren Dämonen zu Füßen nicht von Ohnmacht, sondern vom Sieg über die Versuchung erzählen – winzige Monsterchen, die aussehen, als hätten sie beim Falschen angeklopft.
Georg, der Ritter, der mit Schwert und Pferd den Drachen niederstreckt, halb Legende, halb Nothelfer – und ganz sicher mit der größten Fanbase aller Ritterheiligen.
Thomas schließlich, der ungläubige Apostel, der mit forschendem Finger in Christi Seite langt – fast wie ein allzu neugieriger Chirurg, der sicher gehen will, ob die Naht auch hält.
Franz von Assisi, der die Stigmata vom Himmel empfängt, während Strahlen wie Drachenfäden in sein Fleisch hinabsausen – als hätte er beschlossen, das Kreuz wie einen Drachen steigen zu lassen, nur dass es ihn selbst an die Leine nahm.
Und schließlich Andreas, dessen schräges Kreuz seit Jahrhunderten nicht nur sehr britisch um die Welt segelt, sondern ihn auch zum wohl bekanntesten Bahnwächter aller Zeiten gemacht hat – Heilige Karriereplanung, wenn man so will.
All diese Figuren, denkt Faulmann, bilden keine stille Galerie, sondern eine bunte Gesellschaft: Ärzte gegen die Pest, Büßer und Asketen, Kämpfer gegen das Böse, Zeugen von Glauben und Zweifel. Ein Kosmos aus Blattgold und Blut, aus Dämonen, Wunden und Wunder, der den Menschen damals Orientierung gab – und den man heute fast wie eine Sammlung von Comicstrips lesen kann, die nur auf Holz gemalt statt auf Papier gedruckt sind.
Anakin, Luke, Antonia, dazu Sebastian, Rochus, Severin und all die anderen. Jeder bringt ein einfaches, universelles Motiv mit – Fallen, Ringen, Standhalten, Heilen, Kämpfen, Zweifeln. Faulmann versteht: Große Geschichten funktionieren nur, wenn sie überall gelesen werden können. Ob auf Pergament, Leinwand oder Kinoleinwand – entscheidend ist, dass ihr Kern schlicht bleibt.
„Vielleicht tragen wir alle nur Variationen derselben Geschichte weiter – mal mit Heiligenschein, mal mit Lichtschwert.“
Auf der Lichtung
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Die Nacht senkte sich wie ein Tuch über den Wald. Harzgeruch hing in der Luft, und das Feuer roch nach Asche und Kiefernnadeln. Faulmann lag ausgestreckt im Gras der Lichtung. Die Glut glomm rötlich, Funken stiegen auf, als wollten sie in die Sterne fliehen. Halb träumend, halb denkend blinzelte der Bär in die Dämmerung.
Da knackte ein Ast. Leise, fast zögerlich, trat Liora, die Füchsin, hervor. Sie war nicht fremd hier. Mehr als einmal hatte Faulmann sie schon gesehen, immer aus der Ferne, immer auf Abstand.
„Guten Abend, Liora“, brummte er, kaum den Kopf hebend. Seine Stimme trug diesen respektvollen Ton, den er sonst nur für die Alten im Wald hatte.
Die Füchsin blieb stehen. Ihr Schweif bewegte sich langsam wie eine lose Flamme im Wind. Scheu, doch nicht flüchtig. Faulmann machte keine Bewegung, um ihr näherzukommen. Er ließ die Stille stehen, wie ein offenes Tor.
Und dann geschah es: Ihre Blicke trafen sich. Nicht absichtlich, nicht gesucht – eher wie zwei Strahlen, die denselben Punkt berühren. Ein Schauer lief Faulmann über den Rücken. In Lioras Augen lag kein Angriff, keine Zärtlichkeit – sondern etwas dazwischen. Ein Spiegel. Und in diesem Spiegel blitzte eine Ahnung auf, schwer wie Rauch: die Angst, dass man nichts tut.
Vor seinem inneren Auge erhob sich eine Szene, flackernd wie Schatten im Feuer:
Dachsbert trat auf die Lichtung, ließ sich nieder und sagte:
„Faulmann, es wird Zeit, dass man endlich etwas gegen diesen ganzen Machtunsinn tut.“
Da richtete sich der Bär auf, brummte:
„Du … und welche Armee, Dachs? Mit den Hasenfüßen vielleicht – die sich im vorauseilendem Gehorsam gebückt haben, nur damit ja nichts aufs Spiel kommt? Mit denen, die groß brüllten freedom isn’t free – und dann war selbst der kleinste Preis zu groß? Dass ich nicht lache.“
Dann kam Mummrich aus dem Schatten, fragte: „Um was geht es denn hier?“ – und Faulmann erklärte ihm alles.
Mummrich sog an seiner Pfeife und sprach:
„Viele Jahre haben alle gelernt, dass man vor den kleinen Wirrköpfen nachgeben darf – solange jemand, den wir nicht kannten, die Rechnung dafür bekam. Solange es uns gerade bequem war, à la mode. Da wird jetzt kaum Widerstand erwachsen, wenn es sogar mühselig und teuer wäre.“
Faulmann wiegte den Kopf hin und her, brummte:
„Ach, so schlimm wird’s schon nicht werden … Sturm im Wasserglas.“
Und Dachsbert murmelte nur:
„Hm … wenn ihr meint?“
Dann zerbrach der Spiegel. Liora blinzelte, wandte den Kopf zur Seite und verschwand im Gebüsch.
Faulmann atmete tief durch.
Da knackte es im Unterholz – diesmal wirklich. Mit schwerem Schritt trat Dachsbert auf die Lichtung, schnaubend, als hätte er den ganzen Hang umgepflügt. Er ließ sich neben dem Feuer nieder, klopfte die Erde aus seinem Fell und sagte:
„Faulmann, es wird Zeit, dass man endlich etwas gegen diesen ganzen Machtunsinn tut.“
Der Bär schwieg einen Augenblick, sah das Feuer an, dann legte er Dachsbert die schwere Pranke auf die Schulter.
„Weißt du,“ brummte er, „wo Dachse mutig werden können … da dürfen Bären nicht nichts tun.“
Da trat auch Mummrich aus dem Schatten, die Grubenlampe in der einen, die Pfeife in der anderen Pfote.
„Um was geht es denn hier überhaupt?“ fragte er, mit seiner ruhigen, etwas müden Stimme.
Faulmann nickte in Richtung Dachsbert. Der Dachs räusperte sich, beschämt, aber mit einem Rest von Mut, und wiederholte, was er eben gesagt hatte.
Mummrich hörte schweigend zu, sog an seiner Pfeife und sprach dann mit der Gelassenheit alter Weisheit:
„Dann sei’s so … selbst ein Blinder riecht es, wenn jemand Feuer an die Grundmauern legt – und drei Mann und ein Licht sind zwar noch kein Ozean, aber immerhin schon mehr als ein Rinnsal.“
Das Feuer knackte zustimmend. Und aus dem Dunkel des Waldes kam ein leises Rascheln – als habe jemand gelauscht, der lieber unsichtbar blieb.