Vorsicht ist beim toten Winkel nun wirklich angeraten

    2025-08-08 19:01:26 +0200

    Ein nicht nur sprachhistorischer Seitenblick auf die dunklen Ecken unseres Sichtfelds

    Es ist schon kurios, wie sich Begriffe (ver)wandeln - vorallen in Zeit aber nihct nur. Der „tote Winkel“ ist ursprünglich ein geradezu sicherer Ort. Der Ausdruck “toter Winkel” kommt ursprünglich tatsächlich aus dem Militärischen. Man hat damit Bereiche bezeichnet, die von Geschützen oder Waffen nicht erreicht werden konnten, also quasi ein toter Raum im Sinne von “hier geht nichts hin”. Mit anderen Worten: ein sicherer Fleck mitten im Gefecht.

    Heutzutage ist der „tote Winkel“ weitestgehend im Straßenverkehr zu Hause und genau das Gegenteil: ein gefährlicher Bereich, in den man als Fahrer oft nicht sieht (Thema Schulterblick) – und der, trotz aller Technik, gelegentlich noch immer Leben kostet.

    In vielen anderen Sprachen ist man weniger dramatisch unterwegs. Im Englischen spricht man schlicht vom „blind spot“, im Spanischen vom „punto ciego“ und im Italienischen vom „angolo cieco“ – hier ist der Winkel also „blind“, aber nicht „tot“. Auch wenn’s manchmal ein Winkel und manchmal nur ein Punkt ist. Auch im Niederländischen oder Schwedischen bleibt man übrigens nüchtern bei der Sache.


    🌍 Wie der tote Winkel sich sprachlich tarnt

    Sprache Begriff Wörtlich übersetzt
    Deutsch toter Winkel toter Winkel
    Französisch angle mort toter Winkel
    Englisch blind spot blinder Fleck
    Spanisch punto ciego blinder Punkt
    Italienisch angolo cieco blinder Winkel
    Japanisch 死角 (shikaku) toter Winkel

    Und falls du dich jetzt fragst, wie man „Winkel des Todes“ direkt ins Französische übersetzt – kein Problem: l’angle de la mort. Wird zwar im Alltag nie gesagt, klingt aber direkt nach einem schlecht synchronisierten Actionfilm.
    „Il est entré… dans l’angle de la mort!“

    Das Russische und Polnische verwendet übrigend ähnlich dramatische Bilder wie Deutsch – „tote/n Stelle/Zone“, analog zum „toten Winkel“.


    🈶 Exkurs auf die andere Seite des Globus : Was bedeutet eigentlich „shikaku“?

    Der japanische Begriff für den toten Winkel lautet: 死角 (shikaku).
    Wörtlich: „toter Winkel“ oder „Ecke des Todes“. Klingt gefährlich – und ist es ja auch.

    • 死 (shi) = Tod
    • 角 (kaku) = Winkel, Ecke

    Im Alltag wird der Begriff ganz sachlich verwendet, z. B. in Fahrschulen, Sicherheitshinweisen oder Planzeichnungen. Trotzdem hat er – besonders für Außenstehende – eine fast filmreife Dramatik.

    🎭 Aber aufgepasst: Homophone-Alarm!

    „Shikaku“ ist im Japanischen ein echtes Chamäleon. Es klingt immer gleich, aber bedeutet ganz Unterschiedliches – je nach Kanji:

    Wort Kanji Bedeutung
    資格 shikaku Qualifikation, Berechtigung
    視覚 shikaku Sehsinn
    刺客 shikaku Attentäter (!)
    死角 shikaku Toter Winkel

    🥷 Wenn der blinde Fleck ein Attentäter ist

    Es ist fast schon poetisch – oder unheimlich treffend –, dass das japanische Wort shikaku nicht nur „toter Winkel“ (死角), sondern auch „Attentäter“ (刺客) bedeuten kann. Beide Begriffe klingen exakt gleich, unterscheiden sich nur durch das Schriftzeichen.

    Kontext ist in Japan also nicht nur hilfreich – er ist überlebenswichtig.


    🧠 Noch ein blinder Fleck – diesmal im Auge

    Und als wäre das sprachliche Bild nicht schon schön genug, gibt es im Deutschen noch einen zweiten „blinden Fleck“ – diesmal im ganz wörtlichen Sinne: auf der Netzhaut.
    Dort, wo der Sehnerv das Auge verlässt, befindet sich nämlich ein kleiner Bereich, der keine Lichtrezeptoren besitzt. Dort sieht man: nichts. Biologisch bedingt. Ein echter blinder Fleck.

    Im Alltag merken wir das kaum – unser Gehirn füllt die Lücke einfach auf, als wäre nichts gewesen. Ganz so, wie wir auch im Straßenverkehr manchmal Dinge „übersehen“, die eigentlich da sind.
    Der Unterschied: Das eine ist harmlos, das andere kann gefährlich werden. Und in beiden Fällen gilt: Nur weil wir es nicht sehen, heißt das nicht, dass es nicht da ist.


    📐 Sprachlicher Nachtrag: Der Winkel war nie ganz harmlos

    Ganz nebenbei: Der „Winkel“ war sprachgeschichtlich nie ein neutraler Ort.
    Schon im Althochdeutschen (winkil) bedeutete das Wort nicht nur „Ecke“, sondern auch: ein Ort des Versteckens, ein abgelegener oder nicht einsehbarer Ort – ein Schlupfwinkel, ein Ort des Rückzugs.

    Man lebte „in einem stillen Winkel“, man fürchtete „finstere Winkel“, man suchte „Zuflucht im Winkel“.
    Der Winkel war also immer schon ein Raum, in dem das Unsichtbare wohnt – oder das, was man lieber nicht sehen will.

    Man könnte fast sagen:

    „Winkel“ war schon immer „toter Winkel“ – der Tod kam nur später dazu.


    Vorsicht ist beim toten Winkel also nicht nur auf der Straße angeraten – sondern auch im Denken. Und manchmal auch in der Übersetzung.

    🧳 Captain Faulmann auf Heimaturlaub

    2025-08-06 15:34:10 +0200

    Mit Klapprad, Übernachtung und Rheinromantik durch Freiburg

    06 Juli. Einmal raus aus dem Alltag, die Seele baumeln lassen und in der Vergangenheit baden – genau das hatte Captain Faulmann im Sinn. Also: Klapprad, genannt Paule, entstaubt, ICE gebucht – und ab ging’s in die Stadt, in der seine Liebe zum Radfahren (und zum Kuchen) geboren wurde: Freiburg im Breisgau.


    🚌 Prolog: Bahn trifft Klappradruhe

    Start am Kölner Hauptbahnhof. Hektik, Gedränge, Verspätungsansagen – doch Faulmann blieb gelassen. Sein zusammengefaltetes Klapprad lag wie ein stiller Zen-Meister in der Gepäckablage. Kein Fahrradticket nötig, keine Diskussion mit dem Schaffner – einfach losfahren. Die Strecke führte über Frankfurt-Flughafen, vorbei an Beton, Stahl und Flugzeugen. Doch mit jedem Kilometer Richtung Süden stieg die Vorfreude auf die badische Sonne.


    🥐 Tag 1 – Erinnerungen, Gassen, Ausblicke

    🏩 Urban Eight – Frühstück mit Vergangenheit

    Erste Station des Tages: das ehemalige Güterbahnhofsareal. Früher Industriebrache und Autoverschiebung, seit kurzem ein Ort urbaner Leichtigkeit. Im Urban Eight wurde Faulmann freundlich mit einem erfrischenden Sonntagslächeln begrüßt – so herzlich, dass selbst die famose ‘Stulle’ mit Kräuterrührei, karamellisiertem Ziegenkäse und Walnüssen kaum mithalten konnte. Außerdem gab es Kaffee – und Erinnerungen. Beim Blick auf das bunte Treiben wurde Faulmann  klar: Ich bin zurück.

    💦 Bächle & Münster – Freiburgs Herz

    Gestärkt radelte Faulmann in die Altstadt – vorbei an den berühmten Bächle, kleinen Wasserläufen, die durch die Gassen plätschern. Als Kind waren sie Abenteuerspielplatz – heute ein Stück Identität. Und wie war das nochmal? Wer ins Bächle tritt, heiratet einen Freiburgerin? Faulmann trat mit Bedacht daneben.

    Dann das Münster – ehrfurchtsvoll, filigran, majestätisch. Der Turm, 116 Meter hoch, wird oft als der ‘schönste Turm der Christenheit’ bezeichnet – ein Titel, den der Kunsthistoriker Jacob Burckhardt einst prägte, Der Marktplatz voller Leben, der Sandstein warm in der Sonne. Faulmann folgte den dunklen Pflastersteinen des „Benedikt-XVI.-Wegs“, die heute den Weg markieren, den der Papst bei seinem Besuch im Jahr 2011 vom Priesterseminar zum Münster ging – ein stiller Zeithinweis zwischen Marktständen und Taubenflug.

    „Wie früher setzte ich mich an die Mariensäule, und blieb. Erst zehn Minuten. Dann zwanzig. Am Ende waren es fast zwei Stunden. Ich beobachtete Menschen, lauschte Gesprächsfetzen, sah dem Licht beim Wandern über die Fassaden zu. Es war, als hätte die Zeit für einen Moment beschlossen, sich selbst zu vergessen.“


    🏜️ Flugplatzberg & Teufels Küche

    🪨 Monte Scherbelino – Aus Trümmern wird Aussicht

    Weiter zum Flugplatzberg, einst „alter Müllberg“, heute ein Aussichtspunkt mit Weitblick und Mahnmalcharakter. Von hier oben liegt Freiburg ausgebreitet wie ein offenes Buch. Damals gemieden, heute geliebt – ein klassischer Fall von: Wird mit dem Alter besser.

    Übrigens: Auch Papst Benedikt XVI. war bei seinem Besuch 2011 hier oben – und wer damals Zeitung las, erinnert sich noch gut an die mühsamen Versuche, das Gelände „papsttauglich“ zu machen. Besonders delikat: die streng geschützten Grashüpfer, denen man mit Flatterband, Schonrasen und ökologischem Fingerspitzengefühl aus dem Weg zu hüpfen versuchte.

    Ironischerweise steht heute wenige Meter weiter das neue Stadion – offenbar stört hochheiliges Fußballgetrampel die Tierwelt weniger als eine päpstliche Messe.

    👻 Teufels Küche – verschwunden, aber unvergessen

    Nächste Etappe: Hin zur Dreisam, vorbei an Lehen und der Paduallee – hier wartete der junge Bär oft auf den Bus. Ein Stück Schulweg-Nostalgie.

    Von dort rollte Faulmann weiter zur großen, silbern glänzenden Gaskugel – ein vertrauter Orientierungspunkt. Dahinter schlängelt sich der Weg hinunter zur Dreisam. Kaum unten angekommen, folgte er dem Fluss stromabwärts – begleitet vom Rauschen des Wassers, dem Duft nasser Wiesen und dem Gedanken: So viele Jahre – und doch ist alles noch da.

    In Hugstetten dann vorbei an dem, was einst das Gasthaus „Teufels Küche“ war.

    Früher ein Ort, an dem der Faulmann das ein oder andere Bier getrunken und so manchen Flammkuchen gespeist hat – heute nur noch eine leere gebrochene Hülle. Aber die Erinnerungen? Glasklar.


    🎳 Roter Felsen & Seepark – Natur, Musik, Bier

    🎶 Belvedere & Mendelssohnblick

    Am Roten Felsen soll schon Felix Mendelssohn gestanden haben – inspiriert, gerührt, überwältigt. Faulmann stand auch dort – zwar ohne Notenblatt, aber mit Weitblick. Das neue Belvedere bot eine kleine Plattform fürs große Gefühl: Vergangenheit, Musikgeschichte, Aussicht – alles in einem Atemzug.

    🍺 Seepark – Sonnenuntergang, Enten & Erinnerung

    Letzte Etappe: der Seepark im Freiburger Westen. Heute ein grünes Paradies mit See, Japanischem Garten und Biergarten – doch Captain Faulmann erinnert sich noch genau, wie alles begann:

    „Ich war noch ein Kind, als Freiburg sich für die Landesgartenschau 1986 bewarb. Das Gelände war damals eine alte Kiesgrube der Firma Flückiger – wild, uneben, unaufgeräumt. Und dann, plötzlich: Bauzäune, Planierraupen, Neuanfang. Ich weiß noch, wie ich mit meinen Eltern über die frisch angelegten Wege spazierte und dachte: So schön wird’s bestimmt nicht bleiben.“

    Aber es blieb schön. Und mehr als das: Der 32 Hektar große Seepark wurde zum Herzstück von Betzenhausen – mit Stegen, Wiesen, Skulpturen, einem kleinen Hügel und dem später entstandenen Japanischen Garten.

    „In der Schulzeit hatte ich dort regelmäßig Sport – Joggen am See, Dehnen auf der Wiese, Ballspiele im Schatten der Platanen. Es war Sportunterricht, aber ohne Hallengeruch. Mehr Natur als Pflicht.“

    Und auch ein anderes Kapitel schlug der Seepark noch auf:

    „Im *Bürgerhaus Seepark, das ursprünglich als Blumenhalle der Gartenschau gebaut wurde, hatte ich Jahre später meine Zeugnissfeier – ein seltsamer, feierlicher Moment: zwischen Vergangenheit und Aufbruch.“*

    Jetzt, viele Jahre später, saß Faulmann im Biergarten, blickte über den See, hörte das leise Platschen der Enten und bestellte ein Hefeweizen.

    „Sonne, See, Schwarzwald – was will man mehr?“


    🌅 Tag 2 – Rückfahrt mit Rheinromantik

    ⚙️ Loreley, Burgen & Märchenlandschaft

    Am nächsten Morgen: Rückreise. Klapprad verstaut, Fensterplatz gesichert. Die Route führte über das obere Mittelrheintal – vorbei an Burgen, Weinbergen und der Loreley, die wie eine Märchengestalt über dem Fluss thront. Faulmann schaute hinaus – und fühlte sich wie ein Passagier in einem romantischen Gedicht. Die Rückreise wurde zum Erlebnis.


    🥛 Was Captain Faulmann sonst noch auffiel

    🚲 Klapprad – der heimliche Held

    Ob in der Bahn oder auf der Straße – das Klapprad zog Blicke auf sich. Einige Mitreisende fragten sogar nach Marke und Preis. Und ja: Die Deutsche Bahn bietet tatsächlich ein Faltrad-Abo an – mit Service, Versicherung und allem Drum und Dran. Faulmann fand: Praktisch, aber er bleibt lieber bei seinem treuen Klapprad-Kumpel ohne Vertrag.

    🍽️ Badische Küche – ein kulinarisches Wiedersehen

    Flammkuchen, Spätzle, Bibbeleskäs, Schwarzwälder Kirschtorte – wohin das Auge (und der Magen) blickte, gab es Genuss. Zwischen Elsässer Raffinesse und badischer Bodenständigkeit fühlte sich Faulmann schnell wieder angekommen. Und der Nachtisch? Ein Muss. Immer.


    🧢 Faulmanns Fazit

    Ein Klapprad. Ein bisschen Heimat. Ein paar gute Geschichten. Manchmal reicht das vollkommen aus, um sich selbst wieder näher zu kommen.

    Und morgen?

    Da bleib ich erstmal liegen.

    Captain Faulmann

    „Was wir wussten, bevor wir vergaßen“

    2025-08-04 16:53:03 +0200

    Ein Gespräch bei Tee, Moos und einem melancholischen Dachs

    Es war ein später Nachmittag im Altmond des August. Die Sonne hing träge im Geäst, als hätte sie selbst genug vom Glühen. In der Mulde unter der alten Linde brannte eine kleine Laterne mit trübem Licht. Captain Faulmann hatte sich auf ein Kissen drapiert, das fast so alt war wie der Bäar selbst. Meister Mummrich, Wächter des verborgenen Wissens, saß wie stets im Schatten – halb verborgen, halb bereit.

    Der Tee dampfte. Ein Stück Tannennadelkuchen lag unangerührt auf einem Teller.

    Captain Faulmann (nach einem langen Schluck, mit Blick in die Krone):

    „Sag, Mummrich… wie kommt es, dass wir uns von einem Punkt entfernt haben, an dem alle sagten ‘Das war doch abzusehen!’, hin zu einer Zeit, in der der Modus lautet: ‘Wer konnte denn damit rechnen…?’ Ist das nicht seltsam?“

    Meister Mummrich (zupft sich den Kragen zurecht):

    „Vielleicht, weil wir uns zu sehr darauf verlassen haben, dass das Wissen schon da bleiben wird, wo wir es zuletzt abgelegt haben. Wie eine Laterne, die man aufhängt und nie mehr überprüft. Und dann – wenn es dunkel wird – wundert man sich, dass kein Licht mehr brennt.“

    Ein Rascheln im Farn unterbrach die Stille. Ein Dachs trat in die Lichtung. Breit gebaut, leicht schief im Schritt, mit einem Kopfhörer auf nur einem Ohr und einem melancholischen Blick, den er hinter einem Apfelbalg verbarg.

    Dachs (nach einem Schnaufen):

    „Heiß wird’s morgen wieder. 39 Grad. Hätte ja keiner ahnen können, wa? Ach, und… Ihr erinnert euch doch an die Lama-Familie von der Weide hinterm Waldstück?“

    Faulmann und Mummrich blickten auf. Der Dachs setzte sich nicht – er blieb stehen, als wisse er selbst nicht, ob er bleiben oder weiterziehen wollte.

    Dachs (leise):

    „Die sind weg. Mussten gehen. Nicht genug Wasser für alle, hab ich gehört. Die Pumpe kaputt, keiner kam – und irgendwann war Schluss. Wurden weggefahren. Jetzt steht das Gras kniehoch. Die Tränke umgekippt. Alles vergammelt. Und alle tun so, als hätten sie nie da gewohnt.“

    Meister Mummrich (flüstert):

    „Vergessen ist bequemer als Bedauern.“

    Captain Faulmann (nach einer langen Pause):

    „Aber das Geräusch vom Gras unter den Hufen – das fehlt jetzt. Und die kleinen Lamas, die immer so neugierig waren… die wussten nicht, dass man sie vergessen wird.“

    Der Dachs seufzte. Dann zog er weiter, nicht ohne sich kurz umzudrehen.

    „Ich sag’s ja nur… Man hätte was machen können. Früher. Als noch was zu machen war. Hätte ja keiner ahnen können…“

    Dann verschwand er.

    Faulmann (schaut ihm nach, murmelt):

    „Doch, Dachs. Doch. Wir wussten es. Wir alle.“

    Mummrich (leise):

    „Und wir sitzen hier mit Tee und Kuchen. Und die Zeit wird kommen, da werden wir alle sagen, dass keiner etwas wusste.“

    Faulmann:

    „Vielleicht wissen es alle. Aber keiner will es zuerst sagen.“

    Mummrich (mit einem Hauch Bitterkeit):

    „Wissen ohne Handeln ist wie ein Schirm im Keller – theoretisch hilfreich, praktisch verstaubt.“

    Faulmann (leise, fast zu sich selbst):

    „Wissen ist kein Besitz. Es ist ein Auftrag.“

    Mummrich (nickt):

    „Und manchmal ein Stachel. Aber besser ein Stachel im Gewissen als eine Leere im Kopf.“

    Sie schwiegen. Das Schweigen war nicht leer – es war dicht, wie Moos nach Sommerregen. Der Tee wurde kalt. Doch keiner von beiden rührte sich. Aber irgendwann – als der erste Stern über der Weide flackerte – hob Mummrich seine Grubenlampe an. Und Faulmann stand auf, streckte sich langsam, warf einen letzten Blick in die Richtung, in der der Dachs verschwunden war – und murmelte:

    „Es wird Zeit, Mummrich. Es wird Zeit…“

    Mummrich sagte nichts. Aber er nickte.